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Wird Ihren Job bald eine Maschine machen?

von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer

Mit immer neuen Entwicklungen einer wachsenden Wirtschaft, gab es bisher eigentlich keinen Grund zur Sorge. Profitieren die innovationsstarken Unternehmen, profitiert der Staat und auch die Arbeitnehmer. Doch hat dieses Credo womöglich im Zeitalter der Digitalisierung keine Gültigkeit mehr? Lesen Sie zu diesem Thema im folgenden Blogbeitrag die Einschätzung zweier renommierter Wissenschaftler.

Die Innovationskraft durch Digitalisierung bringt uns alle voran? Zumindest spürt man im alltäglichen Leben ganz klar den technischen Fortschritt: Wir "reden" mit künstlicher Intelligenz, die unsere Einkäufe bestellt und unsere Musiklisten verwaltet. Und bereits in wenigen Jahren sollen wir vom autonomen Fahren profitieren. Doch bringt dieser Fortschritt wirklich jedem Einzelnen Vorteile? Oder können gewissen Gruppen auch erhebliche Nachteile entstehen? So hoch die Begeisterung für die aktuelle Innovationskraft auch ist, wir wollen uns näher mit den Problemen, Konsequenzen und Befürchtungen resultierend aus der Digitalisierung, auseinandersetzen. Was, wenn Maschinen künftig auch komplexe Zusammenhänge erkennen und Entscheidungen treffen? Was, wenn Maschinen an die Stelle von menschlicher Arbeitskraft treten? Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen können diese Szenarien zur Folge haben?

Mehr Produktivität = weniger Einkommen?

Dieser paradox erscheinenden Aussage gehen zum Beispiel die Wissenschaftler Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee von der Sloan School of Management an der Technischen Universität MIT in Cambridge, auf den Grund. Die beiden Autoren des 2014 erschienenen Buches "The Second Machine Age - Wie die nächste digitale Revolution unser aller Leben verändern wird" befassen sich unter anderem mit den wirtschaftlichen Nachteilen der digitalen Revolution.

McAffee vergleicht die im Rahmen der Digitalisierung entstehenden Technologien für die geistige Arbeitskraft mit der Erfindung der Dampfmaschine in der industriellen Revolution. Dieser mögliche bahnbrechende Fortschritt im „zweiten Maschinenzeitalter“ braucht jedoch Zeit, um digitale Technologien zu verfeinern und weiter zu entwickeln. Grundsätzlich haben diese neuen "Erfindungen" Potenzial: Können sie doch massiv zur Kostensenkung beitragen (bspw. durch Prozessverbesserungen, Innovationen) und eine höhere Produktionsrate wird möglich. Das freut die Innovatoren natürlich und bringt gesamtwirtschaftlichen Reichtum (McAffee et al 2015: o.S.).

Kritisch sehen Brynjolfsson und McAfee die Beteiligung der Politik in dieser Entwicklung. Denn die Dynamik der Unternehmen lässt trotz des schnellen technologischen Fortschritts nach – hier hätte die Politik einen Reaktions-Hebel. Eine große Herausforderung sehen die Forscher insbesondere darin, dass Mitarbeiter mit durchschnittlichen Fähigkeiten bei der fortschreitendenden Digitalisierung weniger gebraucht werden. Wie diverse Studien belegen, ist die Nachfrage nach gering qualifizierten Arbeitern massiv gesunken und jene nach hoch qualifizierten Technik-Experten signifikant gestiegen. . (McAffee et al 2015: o.S.)

Die Gewinner und Verlierer des „skill-biased change“

Arbeitnehmer mit höherer Bildung und mehr Erfahrung scheinen begünstigt, wohingegen für Arbeitskräfte mit durchschnittlichen Voraussetzungen ein immer rauerer Wind weht. In der Volkswirtschaft wird dieser Trend als „skill-biased change“ bezeichnet. Beispiel Big Data: Einfache Informationsarbeiter werden weniger benötigt, weil die Datenverwaltung und -berechnung durch immer bessere Systeme durchgeführt wird. Wohingegen der Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften wächst, welche diese Systeme bedienen können. Dieses Phänomen geht auch mit der Entwicklung der vier zentralen Kennziffern einer Volkswirtschaft einher. Betrachtet man das BIP/Kopf, die Arbeitsproduktivität, die Anzahl der Arbeitsplätze und das durchschnittliche private Haushaltseinkommen in der USA, war seit dem Zweiten Weltkrieg eine stetige und simultane Steigung abzulesen. Die Arbeiter waren somit am steigenden Wohlstand auch gleichermaßen beteiligt. Dieser gleichmäßige Trend geriet aber in den 80er Jahren ins Stocken. Mittlerweile verdient ein durchschnittlicher amerikanischer Arbeiter inflationsbereinigt sogar weniger als 1998. Das zeigt auch eine Studie von David Autor und Daron Acemoglu: bis 1973 profitierte jeder amerikanische Arbeitnehmer von massiven Lohn- und Gehaltserhöhungen, ungeachtet des Bildungsniveaus. Ab 1973 gab es durch Krisen und Rezessionen einen Abwärtstrend für alle Beschäftigten. Danach öffnete sich die Einkommensschere: Anfang der 1980er Jahre freuten sich qualifizierte Hochschulabsolventen über höhere Gehälter, wohingegen der Arbeitsmarkt für Menschen ohne Hochschulabschluss unattraktiv schien und die Löhne für Arbeiter sogar zu sinken begannen. Diese Entwicklung ist in den meisten Industrieländern zu erkennen (McAffee et al 2015: o.S.).

Wir schließen mit einem Zitat von Erik Brynjolfsson:

 „Der technische Fortschritt ist eine enorme Kraft, aber ist kein unausweichliches Schicksal. Wir steuern weder zwangsläufig auf eine Utopie zu, noch sind wir zu einer ungewollten Zukunft verdammt. Wir Menschen haben es in der Hand. Die Technologie ist nur unser Werkzeug.“ (McAffee et al 2015: o.S.)

 

In diesem Sinne wünschen wir eine fortschrittliche Arbeitswoche, 

Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser

 

 

Verzeichnis und weiterführende Information:

McAffee, Andrew / Brynjolfsson, Erik: Die große Abkoppelung, in: Der Harvard Business Manager – den vollständigen Artikel lesen Sie hier.

 

von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer | Kategorien: Leadership

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