WENN DER FREITAG SEINEM NAMEN ALLE EHRE MACHT – DIE 4-TAGE-WOCHE
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer
Die Vier-Tage-Woche scheint heiß begehrt. Einen Tag weniger arbeiten, gleich viel bezahlt bekommen – das klingt zu gut, um wahr zu sein! Lässt sich das familienfreundliche Zukunftsmodell tatsächlich realisieren? Erfahrungsberichte bringen Einblicke und überraschende Ergebnisse ans Licht! Lesen Sie mehr dazu in unserem nachfolgenden Blogbeitrag.
ALLES WAS RECHT IST – DIE 4-TAGE-WOCHE UNTER DER LUPE
Wenn die gesamte Wochenarbeitszeit regelmäßig auf vier Tage verteilt ist, spricht man von einer Vier-Tage-Woche. Rechtlich betrachtet, kann die tägliche Normalarbeitszeit max. 10 Stunden betragen, ohne dem Anfallen von Überstunden, wobei zu beachten ist, dass hierzu eine Betriebs- bzw. eine Einzelvereinbarung nötig sind. Beim Vorliegen von gewissen formalen Voraussetzungen darf im Rahmen einer Vier-Tage-Woche sogar bis zu zwölf Stunden pro Tag gearbeitet werden, heißt es bei der Wirtschaftskammer. Rechtliche Details für Österreich finden Sie unter diesem Link).
WENN DER DONNERSTAG ZUM FALSCHEN FREITAG WIRD
… findet das große Zustimmung, zumindest war das im Unternehmen von Jan Eppers so. „Zwei Kolleginnen brachen fast in Freudentränen aus, als ihnen klar wurde, was sie mit einem zusätzlichen freien Tag anfangen könnten. Dann gab es noch Einzelgespräche und im Februar haben wir die Vier-Tage-Woche eingeführt“, so der Geschäftsführer der Kommunikationsagentur „Frische Fische“. Das Modell ermögliche bessere Resultate und sei leicht umzusetzen, es wird – bei gleichem Lohn - an den vier Tagen je 10 Stunden gearbeitet. Wie die 10 Stunden auf den Arbeitstag verteilt werden, bleibe den Mitarbeitern überlassen. Der eine ist ein Frühaufsteher, die nächste bevorzugt einen entspannten Vormittag, so gibt es immer Zeiten, in denen alle MitarbeiterInnen im Büro sind (Staudacher 2018: o. S.).
ALLES GUT DANK VIER-TAGE-WOCHE?
Die Mitarbeiter freuen sich über mehr Freizeit und auch Unternehmen profitieren von der Vier-Tage-Woche. Ferdinand Jandl, Chef einer Karosserie-Fachwerkstatt sagt: „Der Montag ist der ruhigste Tag, da brauche ich nicht so viel Personal. Von Dienstag bis Donnerstag erfolgt dann die Hauptarbeit bei den Autos und am Freitag ist es wieder ruhiger“. Auch bei einer Grazer Fahrrad-App-Hersteller-Firma machte ein Mitarbeiter den Vorschlag, freitags zu schließen. Nach einer achtwöchigen Testphase wird seither nur an vier Tagen in der Woche gearbeitet. „Nach dem langen Wochenende seien die Mitarbeiter erholter, seltener krank und zeigten eine hohe Einsatzbereitschaft“, sagt die Pressesprecherin von Bike Citizens, Frau Simone Feigl. (Staudacher 2018: o. S.).
MODELL WIRD INTERNATIONAL
Die Vier-Tage-Woche mit unveränderter Arbeitszeit hält auch im „Kiwi-Land“ Einzug: Die Fondsgesellschaft Perpetual Guardian in Neuseeland will nach einer mehrwöchigen Testphase nun dauerhaft auf die Vier-Tage-Woche umstellen. "Die Produktivität stieg geringfügig an, der Stresslevel sank", sagte der Geschäftsführer Andrew Barnes in einem aktuellen Interview auf derStandard Online.
Für die Dauer des Experiments wurde Perpetual Guardian von Forschern der Business School der University of Auckland betreut. "Viele berichteten von einer Zufriedenheit mit der Erfüllung dieser persönlichen Aufgaben, und dieses Gefühl übertrug sich auf den Arbeitsplatz als ein übergreifendes Gefühl von Motivation und Produktivität“, berichtet Dr. Helen Delaney. Die Idee zur Vier-Tage-Woche entstand, als der Firmenchef mehrere Forschungsberichte las, die darauf hinwiesen, dass die Arbeitsproduktivität teilweise auf 90 Min. pro Tag beschränkt sei (Sperling 2018: o.S.).
DIE ERGEBNISSE DES EXPERIMENTS SIND BEEINDRUCKEND
Hinsichtlich der Motivation und der Zufriedenheit der Mitarbeiter ließe sich ein enormer Anstieg verzeichnen, wohingegen es keine Einbußen bezüglich der wöchentlichen Produktivität gäbe, so Barnes. Die 240 am Experiment teilnehmenden Personen berichten von einem Rückgang des Stresslevels um 7%, einem Anstieg der Work-Life-Balance (+24%) und einem höheren Engagement der Teams (ca. 20% Steigerung). Barnes sagt, er würde jeder Firma in Neuseeland raten, die Vier-Tage-Woche zu testen (Sperling 2018: o.S.).
Dass Sie Ihrer Arbeit voller Motivation nachgehen – egal ob an vier oder an fünf Tagen in der Woche, das wünschen Ihnen,
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Generelle Informationen zur Vier-Tage-Woche finden Sie hier.
Terfurth, Ann-Kathrin: Wenn Donnerstag schon Freitag ist, 2016, in Zeit Online
Staudacher, Anita: Betriebe entdecken die 4-Tage-Woche, 2018, in Kurier Online
Ein neuseeländisches Unternehmen ist begeistert von der Vier-Tage-Woche, Details in Standard Online
Sperling, Jonathan: A New Zealand Company That Tested a Four-Day Work Week May Make It Permanent, 2018, in Fortune Online
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