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Systemabsturz – Wie viel Verantwortung trägt eine Maschine?

von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer

„Irren ist menschlich“ und Menschen machen Fehler. Der Fehlerquote Mensch haben wir uns bereits letzte Woche gewidmet. Viele Fehler passieren aber gerade im arbeitstechnischen Bereich in der Kombination Mensch – Maschine. Wir stellen uns heute die Frage, wie die Fehlerquote dieses Zusammenwirkens durch moderne Technologien oder Fehler-Vorhersehbarkeits-Modellen reduziert werden kann. Lesen Sie dazu mehr...

Technical Error

In der Fehlerdefinition laut unserem letzten Blog „Human Errors – die Fehlerquote Mensch“ wurde aufgezeigt, dass Fehler nur aufgrund menschlichem Handeln entstehen. Eine Maschine macht demnach keine Fehler – sie kann jedoch falsch bedient, fasch programmiert, falsch eingestellt oder nicht mehr funktionstüchtig sein.

Das Zusammenwirken eines oder mehrerer Individuen mit technischen Systemen wird als Mensch-Maschine-Systeme (MMS) bezeichnet. Bei technischen Systemen denken Sie vermutlich sofort an Fahrzeuge, Rechner, fertigungstechnische Anlagen und mehr. Hierzu zählen aber beispielsweise auch Kommunikationssysteme, wodurch eine zwischenmenschliche Kommunikation zweier Personen durch die Nutzung eines Datenkommunikationsmediums zu einem Ereignis in einem MMS wird. Die Gemeinsamkeit aller Mensch-Maschinen-Systeme liegt in deren Zielsetzung. Denn die Interaktion von Mensch in Maschine liegt immer in der bestmöglichsten Erfüllung eines Ziels wie beispielsweise Wirtschaftlichkeit, Sicherheit oder Beherrschbarkeit. Treten beispielsweise in der Bedienung von technischen Systemen Fehler auf, hat der Bediener meist einen gewissen Handlungsspielraum bzw. es wird ein gewisses operatives Funktionswissen gefordert, um die Zielerreichung dennoch zu erfüllen. (Johannsen 1993: 1ff.)

Um den essentiellen Faktor „Individuum“ beim Zusammenwirken von Mensch und Maschine möglichst verlässlich zu gestalten, werden diverse Modelle eingesetzt. Einen geläufigen Ansatz wollen wir heute kurz vorstellen: das sogenannte THERP-Verfahren.

Das THERP-Modell

Die Bezeichnung THERP steht für: Technique for Human Error Rate Prediction. (Swain & Gutmann 1983) Wie der Name bereits erahnen lässt, ist dies eine Methode zur Berechnung von Fehlerwahrscheinlichkeiten im Zusammenspiel von menschlichen Handlungen und  technischen Anlagen. Ziel der bekannten Technik ist es, festzustellen, inwiefern die gewünschte MMS-Funktion von Fehlverhalten beeinträchtigt wird. Wie bereits eingangs erwähnt, tragen manchmal beide Komponenten (Mensch und Maschine) zu gestörten Funktionen bei, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. „Fehlertolerante MMS“ sind dafür bekannt, dass sie Fehler (menschlicher oder technischer Natur) durch entsprechende Schutzmechanismen ausbalancieren. Oft werden „Errors“ in Form von Störfällen oder Unfällen nur sichtbar, weil sie im jeweiligen System vor der entsprechenden Auswirkung nicht korrigiert werden können. Dies mag auf den ersten Blick kontraproduktiv erscheinen – bei näherer Betrachtung verliert der anfängliche Gedanke allerdings meist schnell an Relevanz…

Das THERP-Modell zieht in Betracht, dass die menschliche Zuverlässigkeit im Vergleich zu technischen Anlagen

  • schwerer quantifizierbar ist
  • stark von anderen Einflüssen geprägt wird
  • sehr variabel ist

Dieses verbreitete Modell verfügt außerdem über diverse Instrumente (z. B. Fehlerraten-Tabellen, Kurvenverläufe, Expertenschätzungen und dgl.). Dennoch ist anzumerken, dass der Einfluss der menschlichen Zuverlässigkeit auf die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems nicht 100%ig korrekt in Zahlen ausgedrückt werden kann.

 

Lesen Sie nächste Woche noch mehr von Menschen und Fehlerursachen. Bis dahin eine schöne Arbeitswoche,

Ihr

Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser

 

Verzeichnis:

Johannsen, Gunnar: Mensch-Maschine-Systeme, Heidelberg, 1993

Herczeg,  Michael: Sicherheitskritische Mensch-Maschine-Systeme - Rahmenbedingungen für sicherheitsgerichtetes Handeln, in: Deutsches Atomforum e.V.: Berichtsheft der Jahrestagung Kerntechnik 2003, Berlin, S 97-111 (Link)

 

von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer | Kategorien: Leadership, Prozessmanagement

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