SABBATICAL – KARRIEREBOOSTER ODER KARRIEREKNICK?
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer
Nicht nur Burnout-gefährdete Manager ziehen die Notbremse und nutzen den zeitlich begrenzten Urlaub – Sabbaticals liegen auch beim „Otto-Normal-Mitarbeiter“ voll im Trend. Was für „Ich-bin-dann-mal-weg“ spricht, was bei der vereinbarten Auszeit zu beachten ist, wann der beste Zeitpunkt für einen Sonderurlaub ist – das und vieles mehr erfahren Sie in unserem heutigen Artikel.
WAS MAN UNTER EINEM SABBATICAL VERSTEHT UND WELCHE GUTEN GRÜNDE ES DAFÜR GIBT
„Ein Sabbatical ist eine Auszeit vom Job, vergleichbar mit einem langen Urlaub. Ursprünglich stammt die Idee aus den USA, fand aber in den letzten Jahren auch in Österreich Einzug. Die zeitliche Begrenzung der Freistellung vom Job bewegt sich zwischen mindestens drei Monaten und maximal 12 Monaten“ (Mittermann 2018:o.S.).
Der Traum von einem Sabbatical ist bei deutschen Arbeitnehmern weit verbreitet, auch wenn die arbeitsfreie Phase meist mit finanziellen Einbußen einhergeht. Der steigende Druck und Stress in der modernen Arbeitswelt schürt offensichtlich die Sehnsucht nach längeren Erholungsphasen anstelle von kurzen Urlaubserlebnissen. Aufgrund beruflicher und privater Umstände, wird die ersehnte Auszeit aber nur von ca. drei Prozent tatsächlich in Anspruch genommen. Das Sabbatical biete neben Regeneration, Weiterbildung und Selbstverwirklichung zahlreiche Vorteile, sagt die Sozialwissenschaftlerin Barbara Siemers in einem Interview mit dem „Stern“. Viele Arbeitnehmer werden durch persönliche Notsituationen (Kinderbetreuung, pflegebedürftige Angehörige etc.) aber auch zu einer längeren Abstinenz am Arbeitsplatz gezwungen, heißt es in dem Artikel weiter (nähere Informationen finden Sie hier).
WARTEN SIE (NICHT) AUF DEN RICHTIGEN ZEITPUNKT
Vieles spricht für ein Sabbatical, manches aber auch dagegen. Denn nicht für jeden ist eine längere Pause vom Job ratsam, auch die Zeit für die Abwesenheit gehört geplant. Bevor man auf den Arbeitgeber zugeht, sind einige grundlegende Überlegungen anzustellen und es gilt zu reflektieren, warum eine Auszeit gewünscht ist. Die Gründe für die ersehnte Abwesenheit sind vielschichtig: zählt für den einen die Zeit mit der Familie, will der nächste eine Weltreise machen oder erhofft sich in erster Linie eine Abwechslung zum stressigen Berufsalltag. „Als Erstes sollte im Privaten abgeklärt werden: Wird die Entscheidung vom engen Bezugskreis mitgetragen? Oder gibt es sogar die Möglichkeit, dass man eine gemeinsame Auszeit planen kann?“, sagt Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Da es – bis auf wenige Ausnahmen – in Deutschland keinen Rechtanspruch auf ein Sabbatical gibt, sei es wichtig, die Auszeit vorab aus der Sicht des Arbeitgebers zu betrachten: „Bevor ein Arbeitnehmer in das Gespräch geht, sollte er sich die Frage stellen: Welchen Nutzen, welchen Gewinn hat meine Firma, mich bei einem Sabbatical zu unterstützen?“, rät der Sabbaticalcoach Frank Möller. In manchen Berufen ist es schwierig, die Arbeit für eine gewisse Zeit durch andere Personen zu erfüllen. Jene, die eine Auszeit beruflich und privat vereinbaren können und ein Sabbatical auch finanzieren können, sollen davon Gebrauch machen, so der Tenor in dem genannten Artikel. „Das Sabbatjahr ist eine wunderbare Chance. Auf jeden Fall ergreifen“, ist Windemuth überzeugt (Schumacher: 2016, o. S.).
AUSZEIT EINMAL ANDERS: DIE VÄTERKARENZ
Die Zeiten, in der Kindererziehung reine Frauensache war, könnten (zugegebener Weise mit einer gehörigen Portion Optimismus!) schon bald der Vergangenheit angehören: Immer mehr Väter nützen die Karenzzeit im Wechsel mit ihrer Frau/Partnerin - oder in manchen Fällen auch durchgehend alleine. In Österreich genießen einige moderne Väter die Frühkarenz mit ihrem Nachwuchs: Während des Mutterschutzes (innerhalb der ersten zwei Monate) bleibt der Papa maximal vier Wochen lang unbezahlt zu Hause bei Mutter und Kind. Es werden hierbei folgende drei Modelle unterschieden (nähere Details finden Sie hier):
- Väterfrühkarenz im öffentlichen Dienst für maximal vier Wochen, unbezahlt in der Zeit des Mutterschutzes
- Väterfrühkarenz im Kollektivvertrag (unterschiedliche Regelungen existieren, teilweise auch bezahltes Papamonat)
- Unbezahlter Urlaub / vereinbarte Karenz (in Absprache mit dem Arbeitgeber)
Dass Sie die Dauer Ihrer Auszeit selbst wählen können und Sie dabei den für Sie „optimalen Zeitpunkt“ nicht versäumen, das wünschen
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Mittermann, Beatrix: Sabbatical – das zeitlich begrenzte Aus, 2018, in: StepStone online
o.A.: Die Auszeit nützt der Karriere, 2008, in: Stern online
Schuhmacher, Daniela: Pause vom Job: Wann ist ein Sabbatical sinnvoll - und wann nicht, 2016, in: Xing
Informationen zur Väterkarenz finden Sie im Eltern-Forum
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