POWERPOINT - DOCH KEIN ALLHEILMITTEL?
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer

War ein Vortrag oder eine Präsentation ohne PowerPoint-Folien lange Zeit schlichtweg undenkbar, werden mittlerweile kritische Stimmen laut, dass die MS-Software gar zur „allgemeinen Verblödung“ beitragen könne. Warum so manch Vortragender an Universitäten lieber auf die einst so heiß geliebten Aufzählungspunkte verzichtet, oder wie Sie Präsentationen ohne PP spannend gestalten, lesen Sie in unserem heutigen Blogartikel.
POWERPOINT – DAS ALLHEILMITTEL FÜR JEGLICHE PRÄSENTATIONSZWECKE!?
Ein Vortrag sollte spannend, informativ und gut vorbereitet sein – hier sind sich wohl die meisten einig. All dies ermöglicht PowerPoint – zumindest war man davon lange Zeit davon überzeugt. Mittlerweile scheinen die Meinungen hier auseinander zu klaffen. Bent Meier Sørensen, Professor an der Copenhagen Business School, erinnert sich an gescheiterte Vorlesungen, in denen seine Studenten trotz perfekt geplanter Ausführung von seinem Vortrag gelangweilt waren. Die schmerzhafteste Erfahrung (und zugleich der Anstoß zum Umdenken!) war jedoch die Feststellung, dass ihn seine Präsentationen oft selbst zu Tode langweilten (Meier Sørensen 2015:o.S.).
LANGWEILIGE PRÄSENTATIONEN VERMEIDEN – ABER WIE?
Die möglichen Gründe für eine fehlerhafte Vorlesung sind vielfältig: schlecht geplante Kurse, mangelnde Vorbereitung, eine zu große Anzahl an anwesenden Studenten. Oft werden den Studierenden durch Aufzählungspunkte fix-fertige Ergebnisse quasi "mundgerecht serviert". Dass dies nicht gerade zu einer „anregenden Vorlesung“ beiträgt, scheint verständlich. Lehrer müssten Fragen stellen und experimentieren, nicht Lösungen präsentieren, meint Meier Sørensen. „Es hat sich herausgestellt, dass PowerPoint die Wissenschaft nicht befähigt hat. Das grundlegende Problem besteht darin, dass ein Dozent nicht beabsichtigen soll, den Studierenden Bullet-Point-Wissen zu verkaufen. Eher sollten die jungen Menschen selbst auf die jeweiligen Probleme stoßen. Ein solcher Lernprozess aber ist langsam und mühsam und kann nicht feinsäuberlich zusammengefasst werden“ (Meier Sørensen 2015:o.S.).
DROHT ZUNEHMENDE VERDUMMUNG DURCH POWERPOINT?
PowerPoint, sonstige Slideware und Computerprogramme für Präsentationen sind online auf Knopfdruck erhältlich. Bereits in Grundschulen wird der „kognitive PowerPoint-Stil“ gelehrt: die Kinder verlernen dadurch das Verfassen von Aufsätzen, so der beunruhigende Trend. Im Business-Alltag werden auf einer Folie im Schnitt ca. 40 Wörter angezeigt, was es wiederum schwierig werden lässt, den Kontext zu verstehen, meint Yale-Professor Edward Tufte (Tufte 2003: o.S.).
UNI-ALLTAG OHNE SLIDE-SHOWS – IST DAS SINNVOLL?
An der Copenhagen Business School verzichtet man im Master-Programm Philosophie und Wirtschaft auf Facebook und soziale Medien, weil diese Tools nicht zur Entscheidungsfindung geeignet seien. Seit neuestem sind auch Vortragende die mit PowerPoint lehren, ein „No-Go“. Dieses PP-Verbot stellt hohe Anforderungen an die Lehrer: klare und gute Planung sind Voraussetzung. Traditionelle Schreibgeräte, Tafel und Namensschilder, um z. B. die weniger aktiven Studenten durch direkte Ansprache besser einzubinden, gehören für die Professoren an der Copenhagen Business School zu den gewohnten Instrumenten. „Im Gegensatz zu PowerPoint können mit Kreide und Tafel Notizen von den Schülern gemacht und so in Verbindung mit den von uns selbst entwickelten Punkten gebracht werden“, sagt Professor Meier Sørensen (Meier Sørensen 2015:o.S.). Präsentationen punkten mit der Qualität, Relevanz und Integrität der Inhalte. Dass der PowerPoint-Stil Inhalte routinemäßig stört, dominiert und trivialisiert, davon ist Professor Tufte überzeugt (Tufte 2003: o.S.).
AUCH AMAZON-BOSS VERBIETET POWERPOINT-PRÄSENTATIONEN
Jeff Bezos, Amazon-CEO, weist in seiner jährlichen Aussendung an Aktionäre und Mitarbeiter auf das konzernweit herrschende PP-Verbot hin. Stattdessen sind ausführliche Meeting-Memos (sechs Seiten in Erzählform!), die bereits am Anfang der Besprechung ausgeteilt werden, für die Mitarbeiter Pflicht. Nach einer halben Stunde, in der die Anwesenden den Text durchgelesen haben, werden die Pläne und Vorhaben diskutiert. Bezos ist überzeugt, dass das Vorstellen von Ideen und Visionen in erzählerischer Form um ein Vielfaches effizienter ist als PowerPoint-Präsentationen. Auch der verstorbene Apple-Boss Steve Jobs wird in der Biographie von Walter Isaacson entsprechend zitiert: „Leute, die wissen, wovon sie reden, benötigen kein PowerPoint“ (Stepanek 2018:o.S.).
Ungeachtet dessen, ob Sie das vermutlich liebgewonnene PowerPoint-Programm aus Ihrem Arbeitsalltag verbannen oder nicht - wir wünschen Ihnen jedenfalls eine effiziente und spannende neue Woche,
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Meier Sørensen, Bent: Let’s ban PowerPoint in lectures – it makes students more stupid and professors more boring, 2015, in: The Conversation Online
Tufte, Edward: Powerpoint is evil, 2003, in: Wired Online
Stepanek, Martin: Amazon-Chef Jeff Bezos verbietet Powerpoint-Präsentationen, 2018, in: Futurezone Online