Nudging - so setzen Sie Ihre Interessen durch
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer

Wie bringen Sie Ihre Mitmenschen dazu, (freiwillig) das tun, was SIE wollen? Ersetzt Nudging den sprichwörtlichen „Wink mit dem Zaunpfahl“ und lassen sich die Entscheidungen Ihrer Umgebung mittels Nudging tatsächlich gezielt steuern? Oder eignet sich dieses Konzept nur für Dickschädel, die ohne Rücksicht auf Verluste ihren Willen durchsetzen wollen? Der heutige Beitrag enthält viele interessante Informationen zu diesem Thema und liefert nützliche Tipps & Tricks - viel Spaß beim Lesen!
MANIPULATION MAL ANDERS
Egal ob Sie vorhaben, Ihren Kollegen neue Arbeitsweisen anzugewöhnen, ob Sie sich wünschen, dass Ihr Partner mehr Sport macht oder Sie Ihre Kinder zu gesünderem Essen motivieren wollen - der Begriff „Manipulation“ hat auf den ersten Blick meist abschreckende Wirkung und sorgt für einen negativen Beigeschmack. Der Bochumer Psychologie-Professor Rainer Sachse, der eine Abhandlung über „Manipulation und Selbsttäuschung“ veröffentlichte, beruhigt jedoch: „Es ist eine Form der sozialen Intelligenz, entsprechende Techniken zu beherrschen“ (Strohmaier 2015: o. S.).
WIE IHRE MITMENSCHEN (GERNE) NACH IHRER PFEIFE TANZEN
Dass gutgemeinte Ratschläge oftmals kontraproduktiv sind, wissen wir wohl alle aus Erfahrung. Die 9 nachfolgenden Tipps sollen Abhilfe schaffen und Ihr Umfeld anspornen, das zu tun, was SIE wollen (Strohmaier 2015: o. S.):
1. Fragen formulieren, anstatt Aussagen zu tätigen
Durch gezielte Fragen lassen sich die Erwartungen des anderen genauer definieren. Beispiel: Herr X. möchte in den Bergen Urlaub machen, Frau X. sehnt sich nach Meer und Strand. Wenn für Herr X. in den Ferien frische Luft und Abgeschiedenheit oberste Priorität haben, könnte Frau X. ihrem Mann den Badeurlaub durch die Aussicht auf einsame Strände schmackhaft machen.
2. Freundschaftsdienste durch Geschenke und Komplimente fördern bzw. fordern
Um nicht als geizig oder undankbar abgestempelt zu werden, revanchieren sich Beschenkte meist mit noch größeren Präsenten/einem Gefallen. „Dieses Prinzip namens Reziprozitätsregel nennt der US-Forscher Robert Cialdini in seinem Grundlagenwerk „Die Psychologie des Überzeugens“ eines der „durchschlagendsten Instrumente zur Beeinflussung anderer Menschen“. Geschenke können Freundschaftsdienste demnach geradezu erzwingen“, heißt es in dem genannten Beitrag.
3. Schmeicheleien sind gefragt
Positive Bemerkungen sind günstiger und meist effizienter als Geschenke. Wollen Sie Ihre Kollegin dazu anspornen, Ihnen einen Gefallen zu tun, dann sollten Sie ihr sagen, dass einzig und alleine sie dazu fähig ist.
4. Stellen Sie sich blöd
Dies scheint eine besonders beliebte Strategie in Paarbeziehungen zu sein – Bsp.: Männer finden Bügeln zu kompliziert, Frauen betonen, dass sie sind mit der Technik überfordert sind …
5.Wenden Sie das Kontrastprinzip an
Es wird eine große Bitte geäußert, obwohl man sich letztendlich gerne mit weit weniger begnügt. Bsp.: Es wird anfangs ein beträchtlicher Geldbetrag gefordert, schließlich gibt sich der „Bittsteller“ jedoch mit der Hälfte der Summe zufrieden. „Neuverhandeln nach Zurückweisung“ nennt der amerikanische Forscher Cialdini die Strategie, „die sich für den Gläubiger geradezu nach Entgegenkommen anfühlt“.
6. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran
Die „emotionale Ansteckung“ funktioniert (meist) sehr gut! „Wenn das Kind sich für Mathe interessieren soll, hilft es nicht, wenn die Mutter sagt, dass sie das selbst nie kapiert hat. Sie muss sich zu einer Umdeutung durchringen, etwa zu der Ansicht: Rechnen ist doch toll, da entwickelt sich das Gehirn.“.
7. Führen Sie Ihr Gehirn aufs Glatteis
Erwünschtes in die Nähe geben, Unwichtiges außer Sicht parken, so lautet die Devise! Bsp.: Ungesunde Lebensmittel im Kühlschrank hinten einräumen, PC-Spiele auf den Dachboden verbannen. „Bücher müssen dagegen greifbar sein, beim Klavier steht der Deckel offen und die Noten stehen bereit, aufgeklebte farbige Fußabdrücke führen Kinder Richtung Schreibtisch“, rät die Didaktikprofessorin Michaela Brohm in dem Beitrag.
8. Legen Sie konkrete Ziele fest
Um die Disziplin zu fördern, sind klare Zielsetzungen hilfreich. Bsp.: Verzweifelte Raucher spenden eine beträchtliche Summe an einen Wohltätigkeitsverein, wenn die Rauchentwöhnung nicht gelingt.
9. Mach Sie sich rar
Reaktanz - „So nennt man das, wenn Menschen das Gefühl haben, sie müssten ein Stück ihrer Freiheit abgeben und dagegen Widerstand leisten“, erklärt der Psychologe Rainer Sachse. Salopp formuliert: „Mach dich rar, und du bist ein Star“! Die näheren Details zur „Tom-Sawyer-Taktik“ erfahren Sie hier.
Dass Sie Ihre (konkret formulierten!) Ziele auch in dieser Woche mit Leichtigkeit erreichen – egal ob mit oder ohne bewusstes Nudging“ – das wünschen
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Was sich hinter dem Begriff „Nudging“ verbirgt, wissen Sie spätestens seit unserem (im Mai vorigen Jahres erschienenen) Blogbeitrages.
Strohmaier, Brenda: So machen Ihre Mitmenschen, was Sie wollen, 2015, in: Welt Online (Iconist)