MACHT(-SPIELCHEN) IM PROJEKTBUSINESS – TEIL II
von Markus Feistritzer
WEHE, WENN… UND ANDERE METHODEN DER MACHT
Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht – Sie stimmen mir vermutlich zu, dass dieses bekannte Zitat von Abraham Lincoln in den letzten zwei Jahrhunderten kein bisschen an Bedeutung verloren hat.
Macht hat viele Gesichter, ja! Der heutige Beitrag beschreibt die gängigsten (und manchmal fragwürdigen) Methoden der Einflussgewinnung. Des Weiteren erhalten Sie nützliche Tipps, wie Sie Macht ausüben, ohne Ihr Gesicht zu verlieren! Lesen Sie nachfolgend Teil II der Blogreihe „Macht“!
Machtmethode#1: Zwang
Befehle und Androhung von Bestrafung bei Nichtbefolgung sind denkbar schlechte Mittel, um Projektbeteiligte für die eigene Sichtweise zu begeistern. Nichtsdestotrotz kommt die diese primitive Strategie in der Praxis oft zum Einsatz. Warum soll ich als Projektleiter diese Methode vermeiden, schließlich wenden meine Geschäftspartner (z. B. Kunden) diese Taktik auch ungeniert an? Was tun, wenn Ihr Kunde damit droht, den Auftrag bei einem anderen Lieferanten zu platzieren, wenn Sie z. B. gewisse Serviceleistungen nicht kostenlos erbringen? Unter anderem sind die folgenden Schritte empfehlenswert:
- Analysieren Sie die kurz-/mittel-und langfristigen Auswirkungen und eventuelle Abhängigkeiten: Ist meine Abteilung/mein Unternehmen auf den (Groß-)Kunden angewiesen? Bin ich vertraglich gebunden?
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Versuchen Sie, den Geschäftspartner (richtig) einzuschätzen: Ist der Kunde bekannt für leere Drohungen? Will er mein Unternehmen nur testen oder macht er seine Sanktionen im Ernstfall wahr? Mit welchen Unannehmlichkeiten/Nachteilen muss der Kunde selbst rechnen, wenn er seine Dienstleistungen künftig bei einem anderen Unternehmen in Anspruch nimmt?
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Stellen Sie sicher, dass firmenintern ein gemeinsames Verständnis über die weitere Vorgangsweise besteht: Habe ich die Rückendeckung des oberen Managements, falls der Kunde seine Drohung (Verminderung des Auftragsvolumens, totaler Abbruch der Geschäftsbeziehung) in die Tat umsetzt?
Machtmethode#2: Drohung/Erpressung
Einem Projektmitglied die Pistole auf die Brust zu setzen – auch wenn dies aus gutem Grund geschieht – will gut überlegt sein. Der Schuss kann leicht nach hinten losgehen… Bevor Sie z. B. Ihren unpünktlichen Mitarbeiter auf rechtzeitiges Erscheinen zu vereinbarten Meetings drängen, stellen Sie unter anderem bitte die folgenden Überlegungen an:
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Bin ich auf die Fachkompetenz des Mitarbeiters angewiesen?
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Ist der Projektfortschritt gefährdet, falls das Teammitglied Konsequenzen aus der Zurechtweisung zieht?
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Ist ggfs. ein Rückzieher/ein Zurückrudern meinerseits denkbar, ohne dass ich mein Gesicht/meine Glaubwürdigkeit verliere?
Machtmethode#3: Verführung/Versprechung
In diesem Falle wird dem Mitarbeiter suggeriert, die gewünschte Handlungsweise ist vordergründig in seinem eigenen Interesse („Nur zu Ihrem Besten“…). Oft werden MitarbeiterInnen in eine Richtung gedrängt, ohne dass sie die Manipulation bemerken. Mit Lob und „Honig ums Maul schmieren“ Macht auszuüben funktioniert (fast) immer. Unterlegene sind meist sehr empfänglich für Anerkennung und vermeintliche Ehrungen und sind folglich mit großer Begeisterung bei der Sache.
Machtmethode#4: Helfersyndrom
Die oben genannten Mittel der Machtausübung sowie auch Statussymbole, Belohnung durch finanzielle Anreize oder autoritäres Benehmen werden häufig beobachtet – diese Methoden sind auch für Laien relativ leicht zu durchschauen. Schwieriger zu erkennen sind Machtprozesse, die sich auf zwischenmenschlicher Ebene abspielen (z. B. stellt sich ein Projektmitglied absichtlich hilflos, um unliebsame Aufgaben abwälzen zu können).
Dass Sie weiterhin „(m)achtsam“ bleiben und großen Einfluss in all Ihren Projekten genießen – ohne die Anwendung zweifelhafter Strategien! – das wünschen Ihr
Christoph Edenhauser und Markus Feistritzer
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