Kennen Sie Ihre "Shaping Factors"?
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer
Können Sie Ihre Tätigkeiten teilweise nur nach dem Prinzip „quick and dirty“ erledigen? Und kennen Sie dabei das Gefühl der Unzufriedenheit, wenn das Ergebnis dann nicht Ihren eigenen Erwartungen entspricht? Wir sind im Berufsleben oftmals unter so hoher Belastung, dass als einzige Lösung der Fokus auf „Quick Wins“ und schnelle Resultate im Vordergrund steht. Dabei bleiben das kreative und innovative Arbeiten und das dazugehörige Erfolgsgefühl definitiv auf der Strecke. Im letzten Blog haben Sie bereits das Belastungs-Beanspruchungs-Modell kennen gelernt – diese Thematik wollen wir heute noch vertiefen.
Von „Quick Wins“ und „Shaping“
Die Belastung im Berufsleben hat weitreichende Auswirkungen. Im schlimmsten Fall wirkt sich die Arbeitsbelastung auch stark auf die Arbeitszufriedenheit, die individuelle Motivation und auf die allgemeine Befindlichkeit der belasteten Person aus. Insbesondere durch einen hohen Workload und der immer schneller werdenden Arbeitswelt kann auch ein direkter Einfluss auf die Qualität der menschlichen Arbeitsleistung erkennbar sein. Denn natürlich zeigt es sich auch oftmals in der Qualität der Ergebnisse, wenn zu wenig Zeit ist, um die eigenen Tätigkeiten gewissenhaft auszuführen und die Ergebnisse zu kontrollieren. Um diesem „Belastungs-Qualitäts-Dilemma“ auf den Grund zu gehen, sehen wir uns zunächst die "Qualität der menschlichen Arbeit" genauer an. Diese lässt sich grundsätzlich in folgende zwei Arbeitsgebiete unterteilen:
-
Industrial Engineering: Planung und Optimierung von Leistungserstellungsprozessen; die Arbeit wird an den Menschen angepasst. Industrial Engineering beinhaltet sowohl die Gestaltung der Arbeitsbedingungen als auch der Aufgabenstellung.
-
Behavioral Engineering: der Mensch wird an die Arbeit angepasst. Hierbei ist vordergründig die Gestaltung der Leistungsfähigkeit (Auswahl, Schulung) und der Motivation (Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermögen) des Menschen gemeint.
In diesem Zusammenhang wird in Fachbüchern von entsprechenden Parametern der menschlichen Leistung, den sogenannten „Performance Shaping Factors“ (PSF), gesprochen. Dabei müssen Sie sich glücklicherweise nicht in enge Shaping-Klamotten zwängen – aber diese Faktoren charakterisieren die möglichen Quellen Ihrer Belastung. Grundsätzlich werden diese Gestaltungsfaktoren in externe und interne PSFs unterteilt. Die externen PSFs sind weitestgehend gleichzusetzen mit dem Begriff „Belastung“. Interne PSFs entsprechen den individuellen Charakteristika und Talenten, die von einer existierenden Belastung zu einer individuellen Belastung führen.
Die „Performance Shaping Factors“ wirken demnach nicht auf alle Menschen gleich. Im letzten Blog haben wir Ihnen bereits das Belastungs-Beanspruchungs-Modell näher gebracht. Dieses Modell unterteilt die PSFs wie folgt: (GPM PM3 216: 2049)
-
Belastung (Aufgabenstellung, Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel Prozess- und Arbeitsplatzgestaltung)
-
Leistungsvoraussetzungen (physische und psychische Qualifikation, physische und psychische Leistungsbereitschaft)
-
Beanspruchung (Stress, zum Beispiel in Form von physischer oder emotionaler Ermüdung, Aufmerksamkeitsspanne)
Schaffen Sie sich den „idealen Stress“
Wie bereits erwähnt, werden PSFs nicht von jedem Individuum gleichermaßen empfunden. Nicht bei Jedem hat der jeweilige PSF die gleichen Auswirkungen. Zu geringer Stress kann bei Hr. X zu Unterforderung (Bore Out) führen, was wiederum einen Abfall der menschlichen Leistung zur Folge hat. Zu viel Stress (Dysstress) äußert sich bei den meisten Menschen in hektischem Verhalten und führt oftmals zu chronischer Erschöpfung (Burn Out Syndrom). Der „ideale Stress“ (Eustress) hingegen sorgt üblicherweise für motivierte und leistungsstarke Mitarbeiter.
Mit dieser Botschaft – nämlich, dass es glücklicherweise sehr wohl auch Fälle von positivem Stress gibt – verabschieden wir uns für heute!
Ihr,
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
Verzeichnis:
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement / Michael Gessler (Hrsg.): Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3) - Handbuch für die Projektarbeit, Qualifizierung und Zertifizierung auf Basis der IPMA Competence Baseline Version 3.0, 8. Auflage, Nürnberg, 2016