ICH BEREUE NICHTS. REIN GAR NICHTS!
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer
Das können vermutlich nur wenige Menschen von sich behaupten. Rückblickend würden wohl die meisten von uns manche Dinge anders machen. Warum es so gut wie keine Fehlentscheidungen gibt und warum man seine Entscheidungen nicht bereuen sollte - mit solchen und ähnlichen Überlegungen beschäftigen wir uns nachfolgend. Lesen Sie bitte weiter – Sie werden es garantiert nicht bereuen!
REUE – EIN UNNÜTZES GEFÜHL?
Kognitiv nehmen wir eine Entscheidung als falsch wahr, wenn Dinge nicht nach unseren Vorstellungen laufen. Lt. der Psychologin Sonja Rieder gibt es jedoch keine komplett richtigen und keine falschen Entscheidungen, da wir ja vorab nicht wissen, wie sich die Dinge künftig entwickeln. Meistens ist das Gefühl der Reue nicht besonders angenehm, aber dennoch kann die Emotion auch durchaus hilfreich sein: Insbesondere bei kopflastigen Menschen, die mehr grübeln, kann der Lerneffekt für die Zukunft größer sein. In der aktuellen Forschung wird Reue inzwischen als positiv bezeichnet: Reue gilt als Entwicklungsmotor, der uns weiterbringt und dazu beitragen kann, dass gewisse Lebensbereiche noch einmal völlig umgekrempelt werden (Kettner 2018: o. S.).
KOPF- ODER BAUCHENTSCHEIDUNG?
„Man kann vor einer Entscheidung nicht mehr tun, als Kopf und Bauch in Einklang zu bringen – niemals nur Kopfentscheidungen oder reine Bauchentscheidungen treffen, das gehört immer zusammen“, sagt Frau Rieder. Entscheidungen bergen Risiken und Unsicherheiten – die perfekte Entscheidung ist eine Illusion. Laut dem Stanford-Psychologen John Krumboltz entscheiden sehr häufig glückliche Zufälle über die weitere Karriere- und Lebensplanung. Seine Empfehlung lautet daher: optimale Bedingungen für „günstige Fügungen“ schaffen, sprich auf interessante Leute zugehen, offen sein für Neues und Dinge ausprobieren (Kettner 2018: o. S.).
REUE SCHWÄCHT DAS IMMUNSYSTEM
Studien zeigen, dass man für das Gefühl der Reue einen hohen Preis bezahlt, denn Reue kostet Lebenszeit und –energie. Fehler analysieren, Situationen rekonstruieren und die Frage nach einer rationalen Erklärung, das helfe ihm Fehler aufzuarbeiten, sagt z. B. der Fußball-Schiedsrichter Zwayer in dem genannten Beitrag. Bei den meisten Menschen löst Reue emotionalen Stress aus, was sich wiederum negativ auf unser Immunsystem auswirken kann. Ein „psychisches Immunsystem“ wurde uns in die Wiege gelegt, um uns das Leben nach Fehlentscheidungen zu erleichtern, sind sich einige Psychologen einig. Lt. dem Entscheidungsforscher und Harvard-Psychologen Daniel Gilbert sind wir Meister im „Schönreden“. Beispiel: Bei der nicht besonders clever getroffenen Wahl zum Kauf des spritschluckenden SUVs, sind wir um keine Argumente verlegen: Schließlich verfügt der Neuwagen über äußerst bequeme Sitze, eine praktische Außenspiegelheizung und dgl. „Das Einzige, womit das psychische Immunsystem kaum fertig wird, ist das Gefühl, eine Chance verpasst zu haben: Keine Entscheidung bereuen wir mehr als die, nichts getan zu haben“. Als letzten Ausweg raten kanadische Forscher zur Schadenfreude: „Wenn wir uns nach einer Fehlentscheidung mit Menschen vergleichen, denen es schlechter geht, fühlen wir uns besser“ (Heinrich et al. 2011:o.S.).
Dass es Ihnen gelingt, Fehler abzuhaken und daraus wertvolle Lehren für die Zukunft zu ziehen, das wünschen Ihnen
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Kettner, Martina: Entscheidungen bereuen? „Wir sind auch das, wofür wir uns nicht entschieden haben“, 2018; in Karriere Online
Heinrich, Christian/Hürter, Tobias/Kara, Stefanie/Wüstenhagen, Claudia: Die Kunst der Entscheidung, 2011, in Zeit Online
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