Herausforderung: Projektleiter: gesund oder nicht, das ist die Frage!
von Markus Feistritzer
Wer als Projektleiter seine Gesundheit erhalten will, delegiert.
Projektleiter Müller-Mayer schleppt sich völlig entkräftet ins Büro. Die Arbeitsmappe voller Ausführungen, die er das ganze Wochenende über ausgearbeitet hat. Er lechzt nach Erholung, doch die ist nicht in Sicht, schließlich dauert das Projekt noch viele Monate an. Keine guten Aussichten für einen ausgelaugten Körper und Geist des Herrn Müller-Mayer, was nur in einem enden kann: Krankheit.
Doch Wirtschaftsphilosoph Frederick W-.Taylor will es eben so. Und auch wenn seine Gedanken zum Selbstbild der Manager schon knackige hundert Jahre alt sind, halten viele Manager von heute immer noch daran fest: „Planung und Ausführung der Arbeit müssen strikt getrennt werden.“ Feuer und Wasser sozusagen, eine Überschneidung bitte tunlichst vermeiden. Gerade dieser Ansatz hat unsere Wirtschaft und Gesellschaft im letzten Jahrhundert geprägt wie kaum ein anderer. Resultat dieser Philosophie ist, dass Arbeitern reine Ausführungsarbeiten zugesprochen werden und diese um Himmels willen keine organisatorischen Aufgaben übernehmen dürfen.
Projektleiter: ein Multitalent im Nonstop-Arbeitseinsatz
Auf der Managementebene, so auch beim Projektleiter, hält man auch noch nach hundert Jahren strikt an der Taylor’schen Gewohnheit fest, die glasklare Rollenverteilung zwischen Management und Ausführenden heißt: Projektleiter müssen planen, Arbeiten verteilen, sich in jedem kleinsten technischen Detail auskennen, Untergebene überwachen, Arbeitsergebnisse kontrollieren usw. Ein Superheld auf allen Gebieten also mit einem 20-Stunden-Tag. Ein freies Wochenende oder Urlaub? Leider nicht vorhanden.
Das Zauberwort für Projektleiter heißt: adieu sagen!
Abschied nehmen ist immer schwer. Liebe Projektleiter, sagen Sie dennoch mutig adieu vom harten „Gesetz“ Taylors und finden Sie sich wieder in einer neuen, modernen Form des Leitens. Hauptsächlich mit dem Ansatz, Managementaufgaben an das gesamte Team umzuverteilen. Wie dies im Einzelnen aussehen kann, hängt von der Aufgabe und ausführenden Person ab. Für eine Organisation ist es letztlich nur wichtig, dass eine Managementhandlung dabei unterstützt, das Gesamtziel zu erreichen – unabhängig davon, wer sie ausführt.
Dies muss nicht, wie nach Taylor begründet, komplett auf den Schultern von Projektleiter Müller-Mayer lasten. Zugegebenermaßen: Sowohl für den Projektleiter als auch sein Team tut sich hiermit eine sehr „fremde“ Welt auf. Doch es lohnt sich für alle, diese kennen zu lernen. Durch die Umverteilung inhaltlich ausführender Managementtätigkeiten, also die Delegation, geschehen wie von Zauberhand zwei Dinge: Das Team blüht auf, da eigenverantwortliches Arbeiten immer Motivation bedeutet und mehr Freude am Tun.
Der Projektleiter wiederum gerät endlich in einen gesunden Arbeits-Rhythmus, kann sein wohl verdientes Wochenende mit der Familie genießen anstatt über Aktenordnern zu brüten und muss weder Burnout noch andere Erkrankungen aufgrund übermenschlicher Arbeitsbelastung fürchten.
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