DIE QUAL DER WAHL – UNNÖTIGER STRESS DURCH UNENDLICH VIELE MÖGLICHKEITEN?
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer
Tagtäglich müssen wir Entscheidungen treffen. Egal ob es sich um Banalitäten wie z. B. der Frage nach dem Mittagessen dreht oder zukunftsweisende Beschlüsse anstehen – unsere Urteilsfähigkeit wird oftmals auf eine harte Probe gestellt. Welchen Einfluss die Psyche auf unsere Entscheidungen hat, wie sich bessere Entscheidungen treffen lassen und warum ein gewisses Maß an Schadenfreude heilsam sein kann - mit diesen Fragen beschäftigt sich unser heutiger Blogartikel.
ALLES IST MÖGLICH
In sämtlichen Bereichen unseres Lebens stehen wir vor der Wahl: Sei es beim Einkauf, bei der Wahl des Partners, im Berufsalltag oder bei der Entscheidung für das beste Jobangebot. Ist eine Wahl ohne Qual unter diesen zahlreich vorhandenen Möglichkeiten überhaupt noch realisierbar?
DAS GEBOT DER STUNDE: FARBE BEKENNEN
In manchen Situationen müssen Entscheidungen unter enormen Stress erfolgen. Bei Rettungseinsätzen z. B. entscheiden richtige Handlungen über Leben und Tod. „In bedrohlichen Situationen schüttet das Gehirn Noradrenalin aus“, sagt der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth in einem Artikel in Zeit Online. Der Botenstoff sorgt für blitzschnelle Reaktionen, blockiert aber weite Teile der Großhirnrinde. „Rationale Entscheidungen sind dann praktisch nicht mehr möglich“, sagt Roth.
Wesentlich entspannter, jedoch ähnlich komplex, scheinen lt. Evolutionsbiologen die teilweise unbewussten Entscheidungen, wenn es z. B. um die Wahl des künftigen Partners geht. Besonders beim Kennenlernen spielen äußerliche Merkmale, die auf gute genetische Voraussetzungen und ein intaktes Erbgut des Gegenübers schließen lassen, eine wesentliche Rolle. „Frauen finden große, muskulöse Männer mit kantigem Gesicht und einem Taille-Hüfte-Verhältnis von 0,9 besonders attraktiv. Männer fühlen sich von Frauen mit hohen Wangenknochen, glatter Haut, großen Augen und einem Taille-Hüfte-Verhältnis von 0,7 besonders angezogen“, so das Ergebnis von diversen Studien (Heinrich et al. 2011: o.S.).
Bei teuren Anschaffungen (z. B. Autokauf) hat für die meisten Menschen eine rationale Betrachtung Priorität. Faktum aber ist, dass dies aufgrund der Komplexität und vieler Faktoren X oftmals schier unmöglich ist. Der niederländische Psychologe Ap Dijksterhuis rät, solch schwierige Entscheidungen teilweise an das Unbewusste zu delegieren: In seinem Versuch stellte er potenziellen Autokäufern vier verschiedene Marken zur Auswahl. Ein Teil der Versuchspersonen durfte vier Minuten lang konzentriert über die Kaufentscheidung nachdenken, die anderen waren aufgefordert, in der Zeit Rätsel zu lösen. Bei einfachen Entscheidungen mit bis zu vier Merkmalen trafen die "Denker" öfter die beste Entscheidung – bei komplizierten Entscheidungen mit 12 unterschiedlichen Merkmalen der Automarken wählten jedoch die " abgelenkten Rätsellöser" die bessere Alternative. Grund dafür sei, dass das Arbeitsgedächtnis schnell überfordert ist, das Unbewusste hingegen könne weit mehr Informationen verarbeiten (Heinrich et al. 2011: o.S.).
Einkaufsentscheidungen werden meist spontan getroffen, wodurch der potenzielle Käufer zum leicht manipulierbaren Opfer wird (Beispiele: auffällige Preisauszeichnungen in Geschäften täuschen Schnäppchen vor, Chansons lassen uns zu französischem Wein greifen etc.). Dazu ergab ein Experiment der US-Psychologin Sheena Iyengar, dass eine große Produktauswahl in Supermärkten nicht zwangsläufig zu mehr Umsatz und zu mehr Zufriedenheit führt. „Kann man unter vielen Möglichkeiten wählen, hat man immer das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Weniger ist also oft mehr“, so die Erklärung des Psychologen Barry Schwartz (Heinrich et al. 2011: o.S.).
EIN KLASSIKER: DIE PRO- UND CONTRA-LISTE
Die meisten Alltagsentscheidungen werden im Geiste getroffen, obwohl ein schriftliches „Sich-Vor-Augen-Führen“ der Argumente durchaus hilfreich sein kann. Wenngleich scheinbar „antik“, erfreut sich die klassische Pro-Contra-Liste nach wie vor großer Beliebtheit. Vermutlich punktet das bekannte Tool mit seiner simplen Durchführung und der schnellen Sichtbarkeit des Ergebnisses. Für die Plus-/Minus-Liste teilen Sie einfach ein Blatt Papier in zwei Spalten (links Pro/rechts Contra). Halten Sie unter den Spalten fest, was für und was gegen eine entsprechende Entscheidung spricht. Notieren Sie bitte jeweils eine kurze Begründung darunter. Eine Gewichtung ist meist sinnvoll, da vermutlich nicht alle Argumente gleich schwerwiegend sind. Zum Beispiel kann der neue Job durch mehr Gehalt und höhere Verantwortung punkten, aber vielleicht einen Ortswechsel bedingen. Komplexere Entscheidungen, bei denen eine größere Anzahl an Alternativen existiert, bedürfen meist anderer Techniken (Jochen 2016: o.S.).
LETZTER AUSWEG: SCHADENFREUDE
Kanadische Forscher kamen zu folgender Annahme: „Wenn wir uns nach einer Fehlentscheidung mit Menschen vergleichen, denen es schlechter geht, fühlen wir uns besser.“ (Heinrich et al. 2011: o.S.)
Dass es Ihnen gelingt, Fehler abzuhaken und daraus zu lernen und Sie sich auch diese Woche für die besten Alternativen entscheiden, das wünschen
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATION:
Heinrich, Christian/Hürter, Tobias/Kara, Stefanie/Wüstenhagen, Claudia: Die Kunst der Entscheidung, 2011, in: Zeit Online
Mai, Jochen: Wie Sie bessere Entscheidungen treffen, 2016, in: Manager Magazin
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Kommentar von Dr. Nicolas Edling |
Interressanter Blogartikel. Ich finde Entscheidungenw erden einafcher durch: Ziele habe, Komplexität reduzieren, ein definiertes Ende festlegen, in die Schriftlichkeit gehen und sich Zeit für Entscheidungen nehmen.
Antwort von Markus Feistritzer
Danke Herr Edling für ihren Kommentar.
Ihren Beitrag selbst, den sie verlinkt haben finde wir auch sehr interessant.
Kommentar von Tessa Wurst |
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Kommentar von Megan Fremont |
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