AFFECTIVE COMPUTING – WAS IST DAS?
von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer
Mit ausgeklügelter Technik menschliche Gefühle zu erkennen, Affekte zu messen, zu verstehen und zu simulieren, so lauten die Ziele von “Affective Computing”. Zugegeben, „nachgebaute Menschen“ – das klingt auf den ersten Blick recht befremdlich… Was sich Forscher, Unternehmen und die Industrie von emotionaler Intelligenz bei Maschinen versprechen, das und vieles Mehr verrät der aktuelle Artikel.
AFFECTIVE COMPUTING - DIE NACHGEBAUTE GEFÜHLSWELT
„Gefühle sind immer noch privat. Was wir messen können, ist, wie Gefühle Verhalten, Gesichtsausdrücke, die Hautoberfläche oder den Herzschlag verändern können“, sagt die Leiterin der Forschungsgruppe „Affective Computing“ am MIT in den USA (Wille 2017: o. S.).
Ist man gelangweilt, verlangsamt sich der Herzschlag. Da wissen die Maschinen doch nicht, was man gerade denkt. Völlig harmlos also. Oder? “Wir bringen ihnen auch Sachen bei, die die Menschen nicht sehen können. Das ist etwas umstrittener“, so Rosalind Picard. Mithilfe von Software, wie z. B. „Affdex“, soll das Verhältnis zwischen Mensch und Roboter menschlicher erscheinen. Das Programm misst z. B. die Wiedererkennung einer Marke, das Surfverhalten etc. – es durchleuchtet indirekt unsere Gedanken (Wille 2017: o. S.). Die Details zur Funktionsweise von Affdex zeigt dieses Video.
WAS EMOTIONALE ROBOTER KÖNNEN
Die Programme können Gesichtsausdrücke, Haltung, Gestik, Tonfall, Sprache und die Kraft von Tastenanschlägen und die Temperatur der Hände verwenden, um den Emotionszustand des Benutzers festzustellen. Kameras und Sensoren senden dann die Daten an Deep-Learning-Algorithmen – und fertig ist die Bestimmung Ihres Gemütszustands! Die Möglichkeiten der Anwendung dieser Werkzeuge sind quasi grenzenlos. Beispiel: E-Learning Programme könnten erkennen, welche Lernschwierigkeiten der User hat, liefern zusätzliche Erklärungen und schlagen mögliche Lösungen vor (Marr 2016: o. S).
WIE GROSSE UNTERNEHMEN VON IMITIERTEN GEFÜHLEN PROFITIEREN
Globale Player, wie z. B. die BBC, Coca-Cola, Pepsi, Nestle, Disney usw. arbeiten bereits mit entsprechenden Unternehmen (z. B. Affectiva) zur Erkennung von Emotionen zusammen. So wird zum Beispiel die Wirksamkeit der firmeneigenen Werbung getestet. Es wird auch an der Entwicklung einer Technologie gearbeitet, die spürt, wenn ein Autofahrer schläfrig oder abgelenkt ist. Die „intelligente Maschine“ kontaktiert in einer Notsituation entsprechende Notfalldienste oder Freunde/Familienmitglieder. Auch im medizinischen Bereich finden moderne Technologien regen Zuspruch, an aktuellen Beispielen mangelt es nicht: Autistische Personen sollen mit kleinen tragbaren Geräten die Gefühle anderer Personen besser erkennen. Eptileptiker könnten durch mobile Geräte auf ihre veränderte Herzfrequenz, ihre Temperatur und folglich auf einen nahenden Anfall aufmerksam gemacht werden. BH´s, die das Stresslevel von Frauen feststellen, warnen die Trägerinnen beispielsweise vor zu vielem Essen (Marr 2016: o. S).
FERNE ZUKUNFTSVISION ODER BEREITS REALITÄT?
„Genauso wie "künstliche Intelligenz" nicht dasselbe ist wie menschliche Intelligenz (Computer "denken" auf grundlegend andere Weise als das menschliche Gehirn), so werden "emotionale" Maschinen nicht wirklich emotional sein“, ist der Autor und Technologieexperte Bernard Marr überzeugt. Dennoch reagiert die Kombination von affektivem Computing mit maschinellem Lernen, Big Data und Robotik auf uns. So könnte der Kühlschrank z. B. davon abraten, das Cremeeis zu verschlingen, weil Sie gerade angespannt sind. Oder Ihr Auto könnte sie zum vorsichtigen Fahren animieren, weil Ihr Stresslevel zurzeit hoch ist (Marr 2016: o. S).
Wir wünschen Ihnen einen guten Wochenstart mit zahlreichen positiven – und durchwegs echten! - Emotionen,
Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser
VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Wille, Joel: Wie eine MIT-Forscherin Robotern beibringt, menschlich zu fühlen, 2017, in Die Welt Online
Marr, Bernard: What is Affective Computing And How Could Emotional Machines Change Our Lives?, 2016, in Forbes Online
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