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DOCH VERSCHÄTZT?

von Markus Feistritzer

Schon beim bloßen Gedanken an mathematische Algorithmen kräuseln sich Ihnen die Fußnägel ... Der Wahrscheinlichkeitsrechnung verdanken Sie unzählige schlaflose Nächte während Ihrer Schul-/Ausbildungszeit. Statistik zählte nicht zu Ihren Lieblingsfächern, die Erinnerungen daran sorgen nach all den Jahren noch für Magenkrämpfe und Schweißausbrüche … Schluss damit! Ich kann Ihnen versichern: Das „Trauma“ wiederholt sich nicht, ich quäle Sie nicht mit komplizierten Formeln! Dennoch - und auch auf die Gefahr hin, dass die nachfolgende Aussage befremdlich wirkt: Statistische Beziehungen sind durchaus sinnvoll, haben sich bewährt und gelten sogar als außerordentlich beständig! Beim Kennenlernen kann man zwar nicht immer von „Liebe auf den ersten Blick“ sprechen – und dennoch: Der richtige Einsatz von Schätzmethoden erleichtert Ihren Projektalltag ungemein – überzeugen Sie sich selbst!

Doch verschätzt?
© Coloures-pic - Fotolia

PARAMETRISCHE SCHÄTZUNG:

Bei dieser Technik wird eine statistische Beziehung zwischen historischen Daten (Aufwand) und sonstigen Einflussgrößen zur Berechnung eines Schätzwertes für Vorgangsparameter verwendet. Am Exempel „Bauwesen“ wäre eine solche Einflussgröße z. B. die geplante Quadratmeteranzahl. Kosten, Inhalt und Umfang, Dauer etc. gelten hingegen als Vorgangsparameter. Klingt kompliziert – ist es aber nicht, wie das folgende Beispiel verdeutlicht:

Eine Wohnfläche von 100m² soll geschaffen werden, die Kosten hierfür sind abzuschätzen. Klarerweise wird hier der fixierte Wert je m² (z. B. EUR 2.500,00 – EUR 3.000) mit der jeweiligen Fläche multipliziert.

Positiv bei dieser Methode ist u. a. die einfache und schnelle Durchführungsweise. Allerdings kann es durch die meist relativ hohe Bandbreite (z. B. EUR 2.500 – EUR 3.000 je m² - je nach Zusatzausstattung, Einrichtungsstil etc.) zu größeren Abweichungen kommen. Diese Methode ist für eine exakte Planung nicht geeignet, für die Vorprojektphase (vorläufiger Projektauftrag) leistet sie jedoch sehr gute Dienste.

Brauchbare Informationen zu den jeweils benötigten Parametern liefern:

a) Interne Daten – hierzu zählen vorliegende historische Informationen (z. B. Verträge, Spezifikationen und dgl. aus abgeschlossenen Projekten, frühere Projektdateien und –auszeichnungen etc.)
b) Externe Daten – s. oben angeführtes Hausbaubeispiel (marktspezifische Angaben und Erfahrungswerte)

DREI-PUNKT-SCHÄTZUNG

Diese Art der Schätzung wird oft bei Projekten mit hohem Innovationsgrad und folglich großen Unsicherheiten (z. B. in der Forschung, Konzeptentwicklung und dgl.) verwendet. Der Aufwand eines Projektes oder Arbeitspaketes wird hierbei – wie der Name schon sagt – nicht durch einen, sondern durch drei Punkte (Schätzwerte) abgebildet, und zwar:

  • Bestens (optimistischer Wert): Hierbei geht man von einem reibungslosen Ablauf aus
  • Wahrscheinlich: Der Wert, der unter normalen Bedingungen am ehesten zu erwarten ist, wird angenommen
  • Schlechtestens (pessimistischer Wert): Dieses Szenario berücksichtigt besonders ungünstige Bedingungen, die eintreten könnten (z. B. anfängliche Fehler)

Nach der Bewertung unter Anbetracht dieser drei Kriterien, kann mit der Berechnung gestartet werden. Die – wie versprochen! - wirklich simple Formel hierfür lautet:

Wie Sie unschwer erkennen, erhält der wahrscheinliche Fall durch dieses Schema eine starke Gewichtung.

Die beschriebene Methode liefert sehr gute Ergebnisse, unter anderem deshalb, weil „verdeckte Sicherheitspuffer“ von den Arbeitspaketverantwortlichen nicht berücksichtigt werden. Als nachteilig ist allerdings der hohe Aufwand, der bei der Durchführung dieser Technik anfällt, anzumerken.

Die Drei-Punkt-Schätzung ist meist nur dann sinnvoll, wenn sie

a) auf einzelne Arbeitspakete angewendet werden kann oder
b) von gut erprobter Software (Erfahrungsdatenbanken) unterstützt wird

Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, droht Gefahr, dass der Planungsaufwand nicht in Relation zum gewonnenen Ergebnis steht.

Ich verabschiede mich mit dem Wunsch, dass stets Ihre (optimistischen!) Schätzungen eintreffen und sich somit Ihre „besten Szenarien“ verwirklichen lassen!
Seien Sie gespannt auf die Beschreibung der weiteren Prognosetechniken …

Einstweilen eine schöne Woche,
Markus Feistritzer

von Markus Feistritzer | Kategorien: Organisationsentwicklung, Projektmanagement, Prozessmanagement

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