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AUCH DAS VERLERNEN WILL GELERNT SEIN

von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer

AUCH DAS VERLERNEN WILL GELERNT SEIN
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Wie sich durch das Vergessen von erlernten Gewohnheiten neue (klügere und effizientere!?) Möglichkeiten auftun, was Borussia-Dortmund damit zu tun hat und wie moderne Bürokonzepte zum Verlernen von Routinetätigkeiten beitragen können – mit diesen und ähnlichen Überlegungen befassen wir uns im heutigen Blogbeitrag.

BEWÄHRTE GEWOHNHEITEN ÜBER BORD WERFEN!?

Keine Sorge, Sie müssen nicht gleich jegliche Rituale abstellen! Ihre Mutter hat Ihnen völlig zu Recht gute, meist unbewusst ausgeführte, Regeln vermittelt (Bitte-Danke sagen, Zähne putzen, Hausaufgaben erledigen etc.). Was aber passiert, wenn Sie z. B. eine neue Softwareplattform erlernen und gleichzeitig das bisherige, tief verwurzelte Verhaltensmuster verlernen müssen? Der Futurist Alvin Toffler schrieb in diesem Zusammenhang "Die Analphabeten des 21. Jahrhunderts werden nicht diejenigen sein, die nicht lesen und schreiben können, sondern diejenigen, die nicht lernen können, nicht lernen und wieder lernen können" (Hittler 2018: o. S.).

ALTES VERLERNEN UND NEUES ERLERNEN – SO FUNKTIONIERT´S!

Gewohnheiten werden meist automatisch – durch Gewohnheitsketten, sprich ohne Denken – durchgeführt. „Einfach die alte Aktion mit der neu gewünschten Aktion oder Gewohnheit „überfluten“ oder überwältigen“, das sei ein genialer Ansatz, um Althergebrachtes schnell zu transformieren. Eine neue Sprache zu lernen zum Beispiel ist meist entmutigend, jedoch lassen sich durch den Fokus auf die neue Sprache (anstelle der Konzentration auf die bereits beherrschte!) meist rasche Fortschritte erzielen. „Learn to unlearn“, das scheint in sich schnell verändernden Märkten wichtiger denn je: „Betrachten Sie die Apps, Websites und Technologien, die es vor zehn Jahren noch nicht gab. Keine iPhones, kein GPS, kein Instagram, kein Facebook, und doch scheinen diese Systeme alltäglich zu sein. Wir gehen einigermaßen gut damit um - bis wir es nicht tun. Anstatt sich auf den verlernenden Teil zu konzentrieren, entwerfen Sie einfach die neue Aktion, die Sie an ihre Stelle setzen möchten“ (Hittler 2018: o. S.).

REGELN SIND DA, UM GEBROCHEN ZU WERDEN!?

Diesem Ansatz folgte auch der deutsche Fußballtrainer Thomas Tuchel, indem er eingefahrene Regeln brach: „Er hat im Training die Ecken des Spielfelds abgeschnitten. Seine Spieler haben ein ganzes Jahr lang nicht auf einem Spielfeld von normaler Größe trainiert. Sondern das Feld hatte seine normale Breite nur an der Mittellinie. Von dort gingen die Seitenlinien direkt auf den Torpfosten zu. Jeder Spieler, der seiner alten Longline-Routine gefolgt wäre, hätte sofort ins Aus gespielt“. Die Spieler eigneten sich die gewünschte neue Regel an, ohne dass der Trainer sein Ziel (Diagonalpässe!) je direkt aussprach (Janszky 2017: o. S.).

Ein weiteres Beispiel, welches in dem Beitrag genannt wird, betrifft die Änderung des Bürokonzeptes: Ein Unternehmen ermöglicht es seinen Mitarbeitern nicht, acht Stunden des Büroalltags am gleichen Schreibtisch zu sitzen! „Wer seine Mitarbeiter die alten Regeln von Büros vergessen lassen will, der muss alle Dinge verbannen, die visuell mit dem Büro assoziiert werden“. In der Praxis heißt das: kein eigener Schreibtisch mehr, keine kahlen Bürowände etc. Anstelle des typischen Büros treten Themenräume, jedem Raum ist eine eindeutige Funktion zugeordnet (z. B. Projektarbeitsraum, Communication Room, Silent Room etc.). „Jeder Mitarbeiter weiß, dass er angehalten ist, alle zwei Stunden seinen Sitzplatz und damit auch seinen Blickwinkel zu wechseln. Jeder verlässt seinen Platz frei von Materialien. Reservierungen werden nicht akzeptiert. Auf unseren Küchentischen liegen weder Papierberge noch Locherfriedhöfe. Sie sind leer und einladend für jeden Neuen am Tisch“ (Janszky 2017: o. S.).

DYNAMIK VERSUS BESTÄNDIGKEIT

Natürlich finden Veränderungsprozesse nicht bei Jedermann Anklang. Für die Mehrheit der Menschen (80%) sind Revisionen ein notwendiges Übel, sie ziehen die gewohnte Stabilität dem Tapetenwechsel vor. Mit Lob (Stichwort wöchentlich geleerte „Lob-Box“!) lasse sich die Panik vor Veränderungen dämpfen, so der Trendforscher Sven Gabor Janszky. Dennoch seien Kündigungen in der Phase der Veränderung unvermeidbar und sogar wichtig – für das Unternehmen (Bremsen können gelöst werden), für die betroffenen Mitarbeiter (wären mit Änderungen unzufrieden) und auch für die verbleibenden Kollegen (Chance für klare Positionierung) (Janszky 2017: o. S.).

Co-Working-Spaces bringen überwiegend Vorteile, bergen nach Meinung der Befragten allerdings auch einige Nachteile (Janszky 2017: o. S.):

+ Kooperativere, kommunikativere Unternehmenskultur

+ Bessere Zusammenarbeit durch Information über die Arbeiten der Kollegen

+ Abteilungsübergreifender Wissenstransfer

+ Erhöhte Produktivität durch einladende Themenräume

+ Verringertes Platzproblem

+ Freiraum hinsichtlich Arbeitsorganisation

 

- Zu wenige Räume für ungestörte Gespräche (Interviews, Personalgespräche etc.)

- Keine individuellen ergonomischen Einstellungsmöglichkeiten bei Möbel

- Mitarbeiter verteidigen ihren „Stammplatz“

- Laptop, Maus, Headset etc. an neuem Platz einzurichten, ist zeitintensiv

- Silent-Rooms werden oft als Communications-Rooms verwendet

UND WAS (VER-)LERNEN WIR DARAUS?

Nicht bei jedem sorgen Co-Working-Spaces für Freudentaumel. Auch neue Spielregeln beim Fußballtraining stoßen bei so manchem auf Ablehnung. Jedoch: Wenn kreatives Arbeiten an der Tagesordnung steht und Mitarbeiter offen für Neues sein sollen, sind moderne Bürokonzepte meist eine Überlegung wert. Und wenn beim Sport neue Routinen antrainiert werden müssen, ist eine ungewöhnliche Handlungsweise (Beispiel Thomas Tuchel) durchaus empfehlenswert (Janszky 2017: o. S.).

Mit einem Zitat von Paul Watzlawick verabschieden wir uns für heute: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Bedenken Sie: Das Problem ist nicht der Nagel, es ist der Glaube der Mitarbeiter an den Hammer!

 

In diesem Sinne, starten Sie gut in die neue Arbeitswoche!

Herzlichst, 

Markus Feistritzer & Christoph Edenhauser

 

 

VERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

Hittler, John: Why Learning To Unlearn Is So Important, 2018, in: Forbes Online

Janszky, Sven Gabor: Trendanalyse: Wie verändert man eine Unternehmenskultur, 2017 (Details finden Sie hier)

 

von Christoph Edenhauser & Markus Feistritzer | Kategorien: VOON-Management GmbH

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